Stillen kostet Energie. Das weiß fast jede Mutter. Aber darf man in dieser Phase wirklich gezielt abnehmen – oder ist das gefährlich fürs Baby? Ich habe mir zwei Videos angeschaut, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Einmal Meike Droste mit ihrer Saftfastenkur. Und dann Hebamme Anna Maria im Mythen-Check.
Was dabei herauskam, hat mich überrascht. Vielleicht hilft es dir auch weiter, wenn du gerade mitten in der Stillzeit steckst.
Meike Droste: Fasten mit Baby – geht das?
Meike spricht offen. Sie hat drei Kinder und war seit 2013 entweder schwanger oder am Stillen. Eine klassische Detox-Kur hat sie sich jahrelang nicht getraut. Zu groß war die Angst, dass beim Fasten Giftstoffe über die Muttermilch an das Kind weitergegeben werden könnten.
Und genau das liest man auch überall im Internet. Fasten in der Stillzeit? Bloß nicht. Aber dann hat sie angefangen, das zu hinterfragen. Warum ist Cola angeblich schlimmer als Fanta? Warum redet niemand über Pommesfett oder Sonnencreme auf der Haut?
Also hat sie es einfach ausprobiert. Sie hat eine Saftfastenkur gemacht und weitergestillt. Dabei hat sie ihren Sohn genau beobachtet. Ergebnis? Es ging ihm besser als vorher. Er hat tiefer geschlafen und war ruhiger. Nur an einem Tag hatte er ein bisschen Schnupfen, sagt Meike. Aber sonst? Kein Fieber, kein Durchfall, kein Drama.
Sie sagt selbst: Hätte es dem Kind nicht gutgetan, hätte sie sofort abgebrochen. Und genau das ist der Punkt. Nicht blind durchziehen, sondern beobachten. Meike nennt es „mit dem Kind zusammen fasten“, ganz ohne Zwang. Und das klingt nachvollziehbar.
Der andere Blick: Hebamme warnt vor radikalen Diäten
Hebamme Anna Maria sieht das nüchterner. „Stillen allein macht nicht automatisch schlank”, sagt sie. Zwar verliert man direkt nach der Geburt einiges – Kind, Fruchtwasser, Plazenta –, doch was danach passiert, ist unterschiedlich. Was danach passiert, ist jedoch unterschiedlich.
Einige nehmen weiter ab. Andere bleiben monatelang beim gleichen Gewicht. Und dann gibt es diejenigen, die sogar zunehmen – je nachdem, wie sie sich ernähren, wie viel sie schlafen und wie gestresst sie sind.
Anna Maria warnt deutlich vor radikalem Abnehmen. Also keine Diäten und keine Entgiftung mit harten Kaloriendefiziten. Denn wenn der Körper in den Notmodus geht, können Schadstoffe gelöst und auch über die Milch ausgeschieden werden. Und das ist nicht das Ziel.
Sie empfiehlt deshalb, viel zu trinken. Vor allem in der Anfangszeit sollten es 2 bis 3 Liter pro Tag sein, am besten warm. Stilltees mit Fenchel, Anis oder Kümmel können dabei helfen, die Milchbildung und die Verdauung anzuregen.
Glaube nicht alles, was du liest!
Meike und Anna Maria sind sich in einem Punkt einig: Man muss auf sein Gefühl hören. Es bringt nichts, sich mit anderen zu vergleichen oder blind einem Diätplan zu folgen. Dein Körper hat gerade eine Meisterleistung vollbracht: Geburt, Stillen, kaum Schlaf.
Da braucht es keine Selbstoptimierung auf Knopfdruck. Eher Geduld. Und eine Portion Selbstfürsorge.
Was helfen kann:
- Sanfte Bewegung, zum Beispiel Spaziergänge mit dem Kinderwagen,
- Stillfreundliche Ernährung mit viel Gemüse, Vollkorn und gesunden Fetten.
- Trinken, trinken, trinken – auch zwischendurch beim Stillen.
- Lass dich nicht unter Druck setzen: Wenn du Lust auf etwas Süßes hast, dann iss es.
- Beobachte dein Baby: Wenn es zufrieden ist, ist das ein gutes Zeichen.
Weniger Plan, mehr Bauchgefühl: Was nehme ich aus beiden Videos mit? Die Stillzeit ist keine Zeit für Radikalpläne. Aber es ist auch nicht verboten, sich wohlfühlen zu wollen. Abnehmen darf sein – aber eben mit Gefühl. Nicht gegen, sondern mit dem Körper.
Und ja, in Einzelfällen geht auch Fasten. Aber nur, wenn du sicher bist, dass es deinem Baby gut geht. Meike hat es vorgemacht. Und sie ist nicht die Einzige. Wichtig ist, dass du dich gut informierst, nichts überstürzt und vor allem deinem Körper vertraust.